Untergang der Titanic - freie Produktion

Der Untergang der Titanic -     nach Hans-Magnus Enzensberger

„Nie wieder, sagt er,

wird es so ruhig sein,

so trocken und warm wie jetzt“

 

Hans Magnus Enzensberger analysiert in seinem 1978 erschienenen Versepos den Untergang der Titanic als den Untergang einer Utopie. Er nennt das eine Komödie. Komisch ist es auch. Aber eher morbide, qualvoll, infernalisch komisch, so wie Dantes göttliche Komödie, und wie diese in 33 Monologe gegliedert, die Enzensberger „Gesänge“ nennt. Er nimmt den Untergang der Titanic als Metapher für das Scheitern vieler großer menschlicher Bestrebungen, sozialer, politischer, technischer Art. Die Titanic ist für uns heute ein Mythos. Eine ganz große Geschichte. Ganz großes Kino. Die Katastrophe fasziniert. Wir finden das Romantische darin, ebenso wie das Groteske. Das Tragische und das Absurde. Und dann ist da noch diese Hoffnung auf ein besseres Leben, mit der sich die Passagiere der dritten Klasse auf die Reise übers Wasser machen, und die an einem Eisberg aus Selbst- und Gewinnsucht zerschellt. Kommt uns das heute bekannt vor?

 

Vier Deutsche und zwei Syrer haben daraus einen Theater-, Performanceund Musikabend gemacht. Unter die Texte mischen sich Lieder und wahre Geschichten von Flucht und Havarie. Am Ende steht die Frage: Ist  unser  Traum von einer besseren, einer gerechteren, einer menschlichen Welt im Atlantik untergegangen? Oder im Mittelmeer? An welche Planke können wir uns noch klammern?

 

Die Sängerin Cornelia Lanz, die Tänzerin und Schauspielerin Wiebke Wackermann, die Schauspieler Zaher Alchihabi und Johannes Fast, der Gitarrist und Sänger Mazen Mohsen und der Pianist Oliver Heise tauchen 3821m tief und bringen aus dem Wrack unserer Gesellschaft Geschichten mit von Ertrunkenen, von Überfressenen, von Schuldigen und Unschuldigen, von Überlebenden und Überlebtem.

Die Beteiligten

Der syrische Schauspieler Zaher Alchihabi studierte zunächst in seiner Heimatstadt Aleppo Wirtschaftswissenschaften, bevor er seiner Leidenschaft nachging und ein Schauspielstudium an der dortigen Staatlichen Schauspielschule Aleppo absolvierte. Anschließend bewarb er sich mit seinem selbst produzierten Kurzfilm »Selbstgespräch« an der Europäischen Universität Damaskus für den Studiengang Filmregie und wurde als einer der besten drei Bewerber mit einem Stipendium angenommen. Nachdem seine Ausbildungsstätte 2014 durch den syrischen Bürgerkrieg zerstört wurde, floh er Anfang 2015 nach Europa und wurde dem Landkreis Biberach zugeteilt. Dort wirkte er als Schauspieler und Theaterpädagoge an Mozarts »Zaide. Eine Flucht« von Zuflucht Kultur e.V. mit. Seitdem gehört er fest zum Team des produzierenden Vereins. Bei »Idomeneo« übernimmt er die Rolle des Arbace und führt zudem Regie bei der begleitenden Filmdokumentation. Zaher Alchihabi ist seit 2016 sowohl Stipendiat der Allianz Kulturstiftung als auch der Akademie Schloss Solitude.  


Johannes Fast studierte zunächst Ethnologie, Anglistik und Skandinavistik in Hamburg. Anschließend absolvierte er eine Schauspielausbildung an der Zürcher Hochschule der Künste. Während seines Studiums spielte er unter anderem am Schauspielhaus Zürich und am Theater Biel Solothurn. Nach seinem Abschluss 2011 arbeitete er drei Jahre lang als festes Ensemblemitglied am Landestheater Schleswig-Holstein. Seit 2014 arbeitet er als freier Schauspieler, Performer und Sprecher in Hamburg. Zuletzt führten ihn Gastengagements ans Theater der Altmark Stendal, ans Freie Theater Hannover und ans Cabaret Voltaire in Zürich, wo er mit der Performancegruppe Kursk arbeitete. Neben dem Schauspiel beschäftigt er sich mit der Erarbeitung von Inszenierungs-, Performance und Installationskonzepten sowie mit theaterpädagogischen Projekten. www.johannesfast.com


Oliver Heise studierte Klavier (Musikhochschule Münster), Dirigieren (Musikhochschule Enschede/Niederlande) und Filmmusikkomposition (Filmakademie Baden- Württemberg in Ludwigsburg). Er ist als Komponist, Arrangeur und Sounddesigner tätig und machte u.a. Aufnahmen mit dem Royal Philharmonic Orchestra London, dem Czech Philharmonic Orchestra Prague und dem Deutschen Filmorchester Babelsberg. 1999 wurde ihm im Rahmen der Internationalen Biennale für Film- und Medienmusik in Bonn durch Hans Zimmer der 1. Förderpreis der GEMAStiftung verliehen. Des weiteren hat er einen Lehrauftrag an der Hochschule der Medien Stuttgart für Filmmusik und setzt verschiedenste medienpädagogische Projekte mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen um. www.oliver-heise.de

 

Die international gefragte Gesangssolistin Cornelia Lanz war u.a. an vielen großen Konzerthäusern und Kirchen zu hören: Württembergisches Staatstheater Stuttgart, Tonhalle Zürich, Deutsches Schauspielhaus Hamburg, Prinzregententheater München mit Orchestern wie dem Zürcher Kammerorchester, Kammerorchester der Münchner Philharmoniker, Berliner Symphoniker, L’Arte del Mondo, Kurpfälzisches Kammerorchester Mannheim, Hassler Consort und L’arpa festante.

Die Mezzosopranistin beschloss ihr Studium „Künstlerische Ausbildung Gesang“ an der Musikhochschule Stuttgart. Hier und an der Manhattan School of Music New York studierte sie, unterstützt durch ein Stipendium der Landesstiftung BadenWürttemberg, Gesang. Sie legte ihre Staatsexamina mit Referendariat in Schulmusik mit den Schwerpunkten Violine und Dirigieren ab, außerdem in den Fächern Amerikanistik und Anglistik, was sie an der Universität Stuttgart und der Columbia University, New York, studierte. Cornelia Lanz ist Stipendiatin des Richard-WagnerVerbandes. Sie erhielt den Bruno-Frey-Preis, den Förderpreis Kultur des Landkreises Biberach und den Zonta Kultur Award und war Finalistin im Wiener Nico-Dostal Operettenwettbewerb.Im Oratorienfach übernahm sie die großen Altpartien. Im Liedfach sang sie zahlreiche Lieder verschiedener Stilrichtungen in thematisch zusammengestellten Programmen. Im Opernfach singt sie die lyrischen Mezzopartien von Glucks Orfeo über Mozarts Dorabella bis Bizets Carmen. Beim Klassiklabel Animato durfte sie die Händeloper Oreste in der Titelrolle und bei Hänssler ihr erstes Liedalbum einsingen. Aktuell leitet, initiiert und singt sie mit ihrem gegründeten Verein Zuflucht Kultur e. V. die medial vielbeachteten Produktion von Mozarts Cosi fan tutte, Zaide und Idomeneo mit syrischen Flüchtlingen. www.cornelia-lanz.com

 

Mazen Mohsen wurde 1994 geboren und kommt aus Sweida, Syrien. Dort arbeitete er nach einem zweijährigen Studium als Musikschullehrer (Gitarre, Akkordeon, Oud, Operngesang). Nach etwa einem Jahr entschloss er sich, zu flüchten, da aufgrund des Krieges keine anderen Musikschullehrer mehr vor Ort waren. Seit August 2015 ist er in Deutschland und sucht nach Möglichkeiten, seine musikalische Arbeit fortzusetzen. Er möchte eine Aufnahmeprüfung für ein Studium in Operngesang machen. Mazen liebt Oper und mag es besonders, verschiedene Kulturen innerhalb einer Inszenierung zu mischen, wie in Idomeneo.               

 

Wiebke Wackermann ist Schauspielerin und Tänzerin. Nach einer erfolgreichen, 8-jährigen Tanzkarriere bei John Neumeier in Hamburg und an den Opernhäusern in Leipzig und Düsseldorf hat sie sich weitergebildet und arbeitet seit 2008 als Schauspielerin sowohl in freien als auch festen Engagements. So war sie zuletzt unter anderem auf Kampnagel in Hamburg, am Thalia in der Gaußstraße, am Schauspielhaus Hamburg, in den Hamburger Kammerspielen und am St. Pauli Theater in Hamburg zu sehen. Erste eigenen Choreographien entwickelte sie für die „Ballettwerkstatt“ des Hamburger Balletts und für das Schauspiel des Landestheaters Schleswig Holstein. Wiebke Wackermann ist als Sprecherin für Funk und Fernsehen aktiv. Zudem ist sie seit 2014 mehr und mehr im deutschen Fernsehen zu sehen.